Bis in unsere jüngere Vergangenheit gehörte die Konfrontation mit Sinn- und Legitimationsanfechtungen im Normalfall nicht zu den häufigen oder gar täglichen Erfahrungen von erfolgsorientierten Geschäftsleuten. Es galt weit herum als selbstverständlich, dass Unternehmen Leistungen zum Wohle von Menschen und der Gesellschaft erbringen. Insoweit galt es auch als eine Selbstverständlichkeit, dass Unternehmen im Prinzip verantwortungsbewusst geführt werden. Die Wirtschaft insgesamt konnte sich unter diesen Bedingungen auf einen gesellschaftlich breit abgestützten Vertrauensvorschuss verlassen.

Diese Situation hat sich inzwischen deutlich verändert. Eine Häufung von zum Teil spektakulären Verstössen gegen Gesetze oder verbreitete Vorstellungen von «guten Sitten» und elementarem Anstand, die eingebrochene Beschäftigungssicherheit, nach wie vor beträchtliche Umweltbelastungen im Zusammenhang mit Produktion und Konsum sowie etwa die unabsehbaren kulturellen Folgen globalen Wirtschaftens haben die langjährige Vertrauensbasis zwischen Wirtschaft und Gesellschaft stark erschüttert.

Unternehmen können heute kaum mehr mit einem blanko Vertrauenskredit rechnen. Sie haben viel eher davon auszugehen, dass viele Bürgerinnen und Bürger ihnen mit einem prinzipiellen Vertrauensvorbehalt oder gar mit offenem Misstrauen begegnen. Unter diesen Bedingungen müssen Firmen ihre Vertrauenswürdigkeit anhand von Tatbeweisen verantwortungsvollen Handelns in ihrem Geschäftsalltag immer wieder neu verdienen.

Das Konzept Corporate Citizenship modelliert Unternehmensführung in Analogie zum verantwortungsvollen Freiheitsgebrauch von Citoyens in einer Bürgergesellschaft. Citoyens sind sich bewusst, dass in der politischen Sphäre nur solche Handlungen grundsätzlich als verantwortbar gelten können, deren Legitimität nicht in Zweifel zu ziehen ist und deren Sinn sich in Kategorien gesellschaftlicher Wünschbarkeit erfassen lässt.

Unternehmensführung im Sinne von Corporate Citizenship beruht auf einer Übertragung des politischen Ethos von Citoyens in die Wirtschaftssphäre. Ein Corporate Citizen geht von der Grundüberzeugung aus, dass nur unzweifelhaft legitime und im gesellschaftlichen Massstab sinnvolle wirtschaftliche Handlungen eine Chance haben, den Verantwortbarkeitstest in einer Gesellschaft mündiger Bürger zu bestehen. Nur auf dieser Erfolgsbasis können langfristig tragfähige Vertrauensbeziehungen zu geschäftlichen und zivilgesellschaftlichen Beziehungspartnern aufgebaut werden.

Diverse Gestaltungsmassnahmen ermöglichen einem Unternehmen vielfältige Tatbeweise ethisch integren Handelns im Sinne einer gehaltvollen Corporate Citizen Identity.


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